Magie und Geheimwissenschaften

Das geheime Wissen um die MAGIE

Nach semitischer Überlieferung ist die Magie überirdischen Ursprungs und so alt wie die Menschheit. Im Buch Henoch wird berichtet, die Engel seien vom Him­mel herabgestiegen, um sich mit den Töchtern der Menschen zu vereinen. Sie kamen mit zweimal neun Anführern und ließen sich auf dem »Berg des Herrn« Hermon nieder. Die himmlischen Wesen führten die Sterblichen in die Geheim­nisse der Elemente, der Gestirne, der Zaubermittel und die Eigenschaften der Minerale und Pflanzen ein.

Kluge und gebildete Nachkommen, die aus der Vereinigung der Engel mit den Töchtern der Menschen hervorgingen, schrieben die Lehre in heiligen Büchern nieder. Die höchste Wertschätzung aller Bücher genießen das Sepher Sohar (Buch des Glanzes) und das Sepher Jezirah (Buch der Schöpfung).

Die Magie, das Wissen vom Höchsten, ist nicht nur nach jüdischer Überliefe­rung übermenschlichen Ursprungs. Die ältesten überkommenen Schriften bestä­tigen, dass das Wissen um verborgene Dinge eine Gunst des Himmels und eine Gnade ist, die nur außergewöhnlichen Menschen zuteil wird. Die Auserwählten sind zumeist Frauen. »Die Frau hat etwas Göttliches«, sagten die alten Germa­nen.

Es gibt unterschiedliche Definitionen der Magie. Die einen erklären sie als die Kunst, widernatürliche Erscheinungen zu bewirken. Andere sehen in ihr teufli­sche Praktiken, wenn das gewünschte Ziel nicht mit üblichen Mitteln zu erreichen ist.

Die erste Definition setzt eine genaue und erwiesene Kenntnis der Natur vor­aus. Doch wer kennt ihre Grenzen und kann sie beweisen? Die zweite Definition setzt fälschlicherweise Magie und Satanismus gleich. Magie befasst sich mit den geheimnisvollen Naturkräften, auf die der Mensch normalerweise keinen Einfluss hat. Sie versucht, diese Kräfte zu ergründen, sie zu lenken und sich in gewisser Weise dienstbar zu machen. Magie und Wissenschaft haben eine gemeinsame Grundlage. Ihre Methoden unterscheiden sich lediglich in der äußeren Form.

Zauberei und Magie sind nicht identisch. Die Zauberei ist eine grobe Verfäl­schung. Sie verfolgt gewöhnlich niederträchtige, unheilbringende Ziele und be­dient sich althergebrachter Mittel, deren Bedeutung nur wenig bekannt ist und deren Anwendung keine großen wissenschaftlichen oder psychischen Kenntnisse erfordert.

Die naturalistische und materialistische Weltanschauung leugnet den Satanis­mus. Er äußert sich jedoch immer wieder in Erscheinungen, die nach materialisti­scher Anschauung nicht zu erklären sind. Aus spiritualistischer Sicht beruht der Satanismus auf der vermeintlichen Existenz von übernatürlichen Geistwesen und deren Wirken. Die Magie ist dagegen die Wissenschaft von der übersinnlichen Welt, eine transzendente Physik«, eine wunderbare »Vor‑Wissenschaft«.

Das Wort »Magie« scheint auf den Namen des medischen Stammes der Magier zurückzugehen. Die Priester der zoroastrischen Religion, die überwiegend die­sem Stamm angehörten, hießen daher ebenfalls »Magier«.

Wenn von den Heiligen Drei Königen die Rede ist, die nach Bethlehem zogen, um das Neugeborene anzubeten, muss man sie als Weise aus dem Morgenland, aber nicht als weltliche Könige ansehen. Bourdaloue betrachtet sie als »Fürsten der Wissenschaft «, Eliphas Levi vertritt in Histoire de la Magie die gleiche Auffas­sung. Häufig werden die Wörter Magie, Magus, Magier auch auf den indogerma­nischen Wortstamm mog, magh und megh zurückgeführt. Er bedeutet Können und Weisheit. Das französische Wort »sorcier« (Zauberer) wird vom lateinischen sortiarius abgeleitet, das wiederum aus sors entstand. Damit bezeichnete man Ta­feln, auf die Wahrsagungen geschrieben wurden.

In der Geschichts‑ und Sprachforschung gelten die Magier als Gelehrte, als »Weise der heidnischen Völker«. Die Zauberer sind »Wahrsager«. Die Begriffe sind keineswegs gleichbedeutend. Man unterscheidet im allgemeinen zwischen der »weißen« Magie und der »schwarzen« Magie. Unseres Erachtens ist diese Trennung willkürlich und unzutreffend, da sie unterschiedliche Ziele berücksich­tigt, aber nicht vom Gehalt ausgeht. Es gibt nur eine Magie. Die Eingeweihten setzen sie zum Guten und Bösen ein. Die Lehre und ihre Anwendung erfahren dadurch keine Veränderung. Es gibt daher nur eine Gesamtwissenschaft der Ma­gie, ebenso wie der Physik oder der Chemie. Man kann sie zum Guten oder Bösen nutzen. Das ändert jedoch nichts an der wissenschaftlichen Grundlage.

In den antiken Mysterien Bünden gab es drei Grade mit unterschiedlichen Prak­tiken. Die streng geheimen, sogenannten »theurgischen« Praktiken verliehen dem Eingeweihten nahezu göttliche Macht. Diese Praktiken gerieten vollkom­men in Vergessenheit und konnten trotz intensiver Nachforschungen bisher nicht entdeckt werden. Ferner gab es die »magischen« Praktiken, die im wesentlichen bekannt sind. Sie sollten jedem zugänglich sein, der durch psychische Übung ver­sucht, Kenntnisse zur Bereicherung seines Lebens zu erwerben. Schließlich seien noch die »Zauber«‑Praktiken (niedere Magie) genannt. Gegenüber einfachen Anhängern zeichneten sich die Eingeweihten durch umfassenderes Wissen und höhere Ethik aus.

Die bisherigen Untersuchungen führten zu keinem zusammenhängenden Sy­stem, in das alle Länder und Epochen eingegliedert werden könnten. Obwohl die Magier verschiedener Länder in vielen Dingen unterschiedliche Ansichten ver­traten, gelangten sie durch Beobachtung zu gleichen Schlussfolgerungen, die in jeder Hinsicht mit den Gesetzen der modernen Physik vergleichbar sind. Da man die gewonnenen Erkenntnisse darstellen musste, ohne ihren esoterischen Charak­ter preiszugeben, wählte man die symbolische Form des Pantakels oder der »Schlüssel« (Clavis, Clavicula). Diese Symbole beinhalten das Wesen der reinen Magie.

Da das Pantakel häufig ein fünfzackiger Stern ist, schreibt man es im allgemei­nen Pentakel und bezieht sich dabei auf das griechische »pente« (fünf). Doch es leitet sich von pan ‑alles ab. Infolge seines hohen synkretistischen Wertes spielt das Pantakel in der gesamten esoterischen Überlieferung eine große Rolle. Es gilt für alle Geheimwissenschaften.

Das All ist eine Kugel mit unendlichem oder unbestimmbarem Durchmesser. Die Galaxien, die aus Zentralgestirnen und dazugehörigen Planeten bestehen, wer­den von Elementarkräften, wie Schwerkraft, Magnetismus und Wärme, bewegt. Struktur und Beschaffenheit der Wesen jedes Satelliten oder Planeten werden von der Ausstrahlung des Zentralgestirns bestimmt.

Da die Erde Teil des Sonnensystems ist, werden alle Energien (Licht, Wärme usw.) von der Sonne auf sie übertragen. Der Mensch als Bewohner des Planeten Erde hat an allen Bewegungen teil, die Erde und Sonne sowie andere Planeten auf Grund kosmischer Kräfte vollführen. »Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Wesen der Schöpfung, Tieren, Pflanzen und Mineralien. Durch mannigfache Beziehungen, in denen sich eine tiefe, unwiderstehliche Harmonie offenbart, gehören sie alle einem großen Ganzen an. «

Die Kraft oder Energie ist das Wesentliche der Körper, sie ist ihr Grund Merkmal. Sie verleiht ihnen nicht nur Bewegung und physikalische Eigenschaften, sondern schließt sie in einen großen harmonischen Prozess ein. Dante verleiht die­sem Gesetz der Magie in dem wunderbaren Vers des letzten Gesangs der Göttli­chen Komödie Ausdruck: »L’amor ehe muove il sole e Faltre stelle.«

Die Radiästheten behaupten, jeder Körper sende Strahlen aus. Damit bestäti­gen sie die Vorstellungen der Magier. Obwohl diese Strahlen nicht mit klassi­schen Kontroll‑ oder Untersuchungsmethoden zu messen sind, existieren sie tat­sächlich. Sie können schwach oder intensiv sein und unter gewissen Umständen bestimmte Personen gefährden. Die Magier waren lange Zeit der Ansicht, daß sich Materie und organisches Leben nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Sie hielten die Materie für ein organisches Produkt. Wenn »tote« und Lebende« Materie miteinander verwandt sind, müssen zwischen den beiden Gegensätzen Kräfte wirken, die die Wesenheit der Körper ausmachen. Die reine Magie geht daher von der Existenz eines »mittleren« physikalischen Zustands aus, den wir Materie nennen. Manche Autoren bezeichnen diesen Zustand als »strahlend«. Diese verbindende Kraft stellt als Mittler oder übertragende Schwingung die Be­ziehungen der Wesen untereinander oder mit dem Kosmos her. Moderne Okkul­tisten bezeichnen die große magische Kraft als »das Astrale«.

Sie ist »das Prinzip des undifferenzierten Lebens, der nicht wesenhaften Ener­gie, der ständig wirkenden Dynamik und Medium, in dem alles, das Gestalt an­nehmen soll, bereits angelegt ist. Durch Verkettung von Ursache und Wirkung nach kosmischen Gesetzen ermöglicht das Astrale die Fernbeeinflussung aller ir­dischen Organismen und die Objektivierung des Willens (Talismanik usw.), ja sogar die Schaffung des Homunculus.«

Die Kabbala weist bestimmten Kräften, die auch in der Magie eine Rolle spie­len, einen festen Platz im Universum zu. Die Weiße Magie beinhaltet keine furchterregenden Praktiken. Der wahre Magier muss ein aufrichtiger, ehrfürchti­ger Mensch sein. »Die Wissenschaft erfordert Reinheit des Herzens.« Dies ist eine Grundvoraussetzung. Es wurden nur jene in die Lehre eingeweiht, die sich durch sittlichen Lebenswandel auszeichneten. Der Magier musste außerdem si­cher sein, die Wahrheit zu kennen, und aufrichtig im Dienste einer guten Sache handeln. Abweichende Lehren und Verfahren sind eine Verfälschung der Magie. Diese kann sich auf harmlose, abergläubische Vorstellungen und Manipulationen beschränken, aber auch zu schlimmen Exzessen der Schwarzen Magie und des Sa­tanismus führen.

Die Entscheidung für ein bestimmtes magisches Ritual bedingt die Abwand­lung des Zeremoniells und der rituellen Ausstattung. Sie kann sich auch darin äu­ßern, daß einer bestimmten Anschauung der Vorzug gegeben wird.

Aus dem Geisterglauben erklärt sich die Entstehung einer verfälschten Magie, deren Lehre und Praktiken sich von der reinen Magie lösen. In der Geschichte der Magie war die Irrlehre, dass sich überirdische Mächte in Personen verkörpern, weit verbreitet. Zu allen Zeiten nahm man an, unbekannte Naturkräfte seien ver­nunftbegabte Wesen, die dem Menschen nicht nur gleich, sondern zuweilen auch überlegen seien. Ferner versuchte man, das Wirken unpersönlicher, übernatürli­cher Kräfte häufig mythisch zu erklären. Der Mythos der Lernäischen Schlange war vermutlich eine Darstellung der Malaria. Erfahrene Orientalisten deuten den Gott Indra als phantasievolle Personifikation der Sonnenstrahlen.

In den Beschwörungsformeln der schwarzen Magie werden vermeintliche »Geister« mit hebräischen Namen gerufen. Dabei wird vollkommen übersehen, daß es sich in vielen Fällen nicht um dem Menschen überlegene Geistwesen, son­dern lediglich um physikalische Stoffe oder um Himmelsrichtungen handelt.

Das Pantakel zur Anrufung der Geister des Saturn besteht z. B. aus einem drei­fachen Kreis mit der Inschrift »Maymon rex, Abulamith, Assaibi, Balidet«. Der wahre Eingeweihte weiß, daß sich hinter diesen Namen keine Personen, sondern die vier Elemente Luft, Wasser, Feuer und Erde verbergen. »Um die verschlüs­selten Angaben zu verstehen, muss man vor allem die symbolischen Namen der Himmelsrichtungen kennen. « Sie sind Ophiel oder Samael für den Norden; ma­phael, Sachiel, Bethaz oder Hagit für den Osten; Phul, Cassiel, Arathon für den Süden und Anael, Michael, Phalig und Och für den Westen. Es sind Namen von Engeln. Nach ihrer Bedeutung im Hebräischen können sie aber auch Teile des Alls, Gestirne oder Naturkräfte sowie Träger göttlicher Macht bezeichnen. Diese übernatürlichen Kräfte heißen im Hebräischen »haioth-hakodesch«.

In der reinen Magie gelten sie nicht als geistige Geschöpfe oder Engel. Viele nahmen es fälschlicherweise an. Man kann etwas Abstraktes ohne weiteres mit einem Eigennamen oder etwas Gegenständlichem bezeichnen. Damit wird aller­dings der abstrakte Begriff oder die Eigenschaft nicht dem Gegenstand, nach dem sie benannt sind, gleichgesetzt. Blei nenne ich Saturn, identifiziere es aber nicht mit dem gleichnamigen Planeten. Wir haben gerade die Eigennamen genannt, die für Himmelsrichtungen verwendet wurden: Ophiel, Hagit, Phul und Phalig. Sie sind außerdem die Namen der »Geister« des Merkur, Mondes, Mars und der Ve­nus. Bethaz und Arathon werden den Planeten Jupiter und Saturn, Och der Sonne zugeordnet.

Will man mit diesen Namen den Beistand irgendwelcher Wesen beschwören, handelt es sich nicht mehr um echte Magie, sondern um entstellende, abergläubi­sche Praktiken. Für den Eingeweihten bedeutet das Wort Arathon in einem Pen­takel je nach Zusammenhang: Süden, Saturn oder Blei.

Die Magie arbeitet nicht mit übernatürlichen Mitteln. Das heißt jedoch nicht, daß sie das Übernatürliche leugnet. Der Magier bezweifelt nicht die Existenz rei­ner Intelligenzen, die Gott zu seinem Ruhm und seinen Diensten schuf. Die guten Engel stehen ständig mit der Welt in Verbindung und haben Einfluss auf die ge­samte Natur. Der Magier soll sie verehren und zu ihnen beten. Er hat nicht die Macht, ihnen zu befehlen. Das wäre Anmaßung. Die bösen Engel oder Dämonen wurden zwar verbannt; doch sie besitzen weiterhin Ausstrahlung und Macht. Obwohl sie auf die Natur in starkem Maße einwirken können, unterliegen sie der göttlichen Macht. Sie blenden die Menschen durch Wunder und können ihnen als Lichtengel erscheinen. Einerseits flossen religiöse Vorstellungen in die schwarze Magie ein, zum anderen drangen abergläubische Praktiken der schwarzen Magie in die Religion ein.

 

Die Magie beinhaltet eine auf »Entsprechungen« gegründete Betrachtungsweise.

Kosmische und irdische Welt werden in Beziehung gesetzt. Aufbau und Bewegung aller Teile des Weltkörpers unterliegen bestimmten Gesetzen, die häufig mit dem Verstand zu erfassen sind. Die Magie erklärt daher die Eigenschaften je­des irdischen Wesens als Widerspiegelung der in ihm ruhenden kosmischen Kräf­te. Ein Stück Kupfer, ein Stängel Eisenkraut und eine Taube unterscheiden sich in ihrem organischen Aufbau, ihrer Form, ihrem Gewicht usw. Doch in diesen an­scheinend so verschiedenartigen Objekten walten gleichgeartete Kräfte. Im Mi­neral treten sie nicht unmittelbar in Erscheinung, während sie sich im Tier, einem aktiven und bis zu einem gewissen Grade mit Vernunft ausgestatteten Lebewe­sen, deutlich offenbaren. Nach Aussagen der Astrologie steht die ebengenannte Dreiergruppe unter dem kosmischen Einfluß des Planeten Venus. Daher herrscht zwischen allen Venus zugeordneten Dingen und Wesen Sympathie und ein Zu­sammenwirken der Kräfte. Es sind z. B. in den drei Naturreichen: Kupfer und Karneol; Myrte und Eisenkraut; Taube und Stier. Ein Mensch, der unter Venus-Einfluss steht, kann somit seine eigene Kraft durch das Tragen eines Talis­mans aus Kupfer und Karneol vergrößern.

Durch die symbolische Darstellung kosmischer Kräfte entstand der Glaube, das Symbol sei kraftgeladen. Diese auf Entsprechungen beruhende Anschauung ist nicht haltbar. Dem Zeichen die gleichen Eigenschaften zuzuschreiben wie der dargestellten Sache, bedeutet Aberglaube. Eliphas Levi äußert hierzu: »Das Zei­chen lebt über den Gedanken hinaus, es verselbständigt sich. « Doch das vom Ge­danken losgelöste Zeichen ist tot und kraftlos. Aus dem magischen Aberglauben entstand der Scharlatanismus, die Aufschneiderei und Prahlerei der Quacksalber, Betrüger oder Unwissenden. Als Beispiel abergläubischer Magie möchten wir folgenden Ratschlag des spanischen Zauber‑ und Beschwörungsbuches Pica­trix aus dem 16. Jahrhundert anführen: »Um Fische zu fangen, zeichne man zur Stunde des Mondes, wenn Venus und Mond im Aszendenten stehen, das Bild des Wassermanns. Man werfe dieses Bild ins Wasser, und es werden sofort viele Fi­sche herbeischwimmen.«

 

Einige Autoren vertreten die Ansicht, Magie und Religion seien im Grunde ein und dieselbe Sache. Sie begründen dies damit, daß es bei den Urvölkern Zauber Priester gab und ähnliche Erscheinungen bei den Naturvölkern noch heute zu be­obachten sind. Wir stimmen aus folgendem Grunde nicht mit ihnen überein: Ma­gie ist Kunst und gleichzeitig Wissenschaft. Sie bedingt umfassende und tiefgrei­fende wissenschaftliche Kenntnisse, erfasst die Beziehungen der Dinge zueinander, erklärt sie und stellt Grundsätze, Theorien und Gesetze auf. Der gestaltende Wille, der in den Verfahren zum Ausdruck kommt, erhebt sie zur Kunst. Die Ar­beitsweise der Magie ist einerseits wissenschaftlich ausgerichtet ‑ aus Beobach­tungen und Versuchen werden Gesetze abgeleitet. Andererseits steht sie den Geisteswissenschaften nahe, die durch Überlegungen und Analogieschlüsse zu Ergebnissen gelangen. Religion ist eine »Verknüpfung von Lehren und Prakti­ken, die die Beziehung des Menschen zur göttlichen Macht herstellen«. Diese Definition hat nur metaphysischen Wert, wenn man die göttliche Macht als eine übernatürliche Größe betrachtet. Unseres Erachtens ist Religion aber die Ge­samtheit der Beziehungen des Menschen zu Gott. Jede transzendente Religion beinhaltet ein Dogma, eine Morallehre und bestimmte Kultformen. Vergleichen wir Magie und Religion nach der obigen Definition, so stellen wir Abweichungen in ihrem Wesen, ihrer Zielsetzung und in ihren Praktiken fest. Die Magie erfor­dert hohe ethische Anschauungen des Ausübenden. Sie können zwar gleichzeitig mit der Wissenschaft vermittelt werden, sind aber nicht mit ihr identisch. Die ma­gischen Praktiken unterscheiden sich in zwei wesentlichen Punkten von kirchli­chen Ritualen. Eine magische Handlung ist ebenso exakt wie ein physikalisches Experiment. Sie kann gefährlich sein. Wird sie jedoch in allen Einzelheiten vor­schriftsmäßig vorgenommen, führt sie zum Erfolg. Der Gottesdienst dagegen ‑katholische Messe oder hinduistischer Ritus ‑ ist in erster Linie Verehrung, Ge­bet und Danksagung, deren Formen symbolischen Wert haben. Der Erfolg, z. B. eines Bittgebetes, ist nie gewiss, sondern hängt vom göttlichen Wohlgefallen ab. Der Priester und die Gläubigen hoffen; der Magier ist sicher.

Magie und Religion beruhen nicht auf dem gleichen Prinzip. Der hebräische Sohar, der chinesische T’ien kai, die alten ägyptischen und orientalischen Schrif­ten oder die Eleusinischen Mysterien stellen die Magie stets als Ergebnis einer überweltlichen Offenbarung dar. Der magische Gedanke erwächst aus dem Reli­gionsgedanken. Er ist ihm untergeordnet und unterscheidet sich in Wesen und Objekt von ihm. Nach de Grosparmy und Nicolas Valois »ist die Wissenschaft der Magier eine Gabe Gottes«. Das ist unmissverständlich. Der moderne Astronom Piazzi-Smith schreibt: »Gibt es eine andere Lösung des Rätsels der Großen Py­ramide als die, daß der Gott Israels den Architekten der Cheops‑Pyramide, Sems Nachkommen, Moses, seinen Propheten und Salomon, seinen Auserwählten er­leuchtete?«

Man bezichtigte die katholische Kirche der Intoleranz und des Obskurantis­mus. Es entstand der Glaube, daß jeder Mensch, der die Geheimnisse der Natur auf ungewöhnliche Weise zu ergründen suchte, ein Bündnis mit dem Teufel eingegangen sei, um » etwas zu erreichen «: z. B. andauerndes Glück im Spiel, die Er­oberung einer widerspenstigen Schönen oder die Herstellung von Gold. Die katholische Kirche hat die Magie, wie wir sie definieren, nie verurteilt. Sie verfolgte Hexerei und Wahrsagekunst, die sich übernatürlicher Methoden bedienten. Nach ihrer Auffassung ist die Wahrsagerei eine ausdrückliche oder stillschweigende Beschwörung des Dämons, um Dinge zu erfahren, die man mit natürlichen Mit­teln nicht wissen kann. Hiermit sind weder Metagnomie noch Radiästhesie ge­meint, die die Wahrnehmung übersinnlicher Erscheinungen ermöglichen. Sie sind nicht dämonisch. »Spiritismus« wurde 1917 vom Heiligen Officium verbo­ten.

Eintausendfünfhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung kannten die Chaldäer bereits den Bildzauber. Sie übten ihn nach den gleichen Grundsätzen und auf die gleiche Weise wie europäische Eingeweihte im Mittelalter, die »Atharvanen« des vedischen Indiens oder die heutigen Medizinmänner afrikanischer Negerstämme aus.

 Jedes Volk hatte seine eigenen Zaubersprüche, und die Exorzismen sowie Hass- oder Liebeszauber wiesen regionale Besonderheiten auf, doch sie gründe­ten sich auf die gleiche Anschauung. Ebenso wie heute gab es auch in frühen Zei­ten nur eine einzige Magie. Die fortlaufende, gleichgerichtete Entwicklung be­weist, daß die Magie aus Bestrebungen entstanden ist, die der ganzen Menschheit gemeinsam sind. Sie entspringt einer allgemeinen Geisteshaltung und ist die Umsetzung von Vorstellungen, die höchstens durch den Wissensstand einer be­stimmten Epoche Veränderungen erfahren.

Außer den bereits erwähnten grundlegenden Faktoren sind noch die Macht des Wortes und des Namens sowie der Gesten und Handlungen (Gesang, bildliche Darstellung und Ritualtanz) zu nennen. Sie sind Bestandteile des Rituals, das darauf ausgerichtet ist, dem Menschen zu helfen, d. h. böse Einflüsse abzuwenden und heilbringende wirksam werden zu lassen. Die alte orientalische Magie gibt immer wieder zu erkennen, daß sie der modernen Wissenschaft in den parapsy­chologischen Kenntnissen ebenbürtig ‑ wenn nicht überlegen ‑ war.

Bekanntlich ist es beim Schadenzauber möglich, auf ein Abbild (Wachsfigur, Fluchtafel) Kräfte einwirken zu lassen, durch die dem ausersehenen Opfer Scha­den zugefügt wird. Beim Liebeszauber verhält es sich ähnlich. Vom Liebenden sollen Schwingungen auf den geliebten Menschen ausgehen und derart gelenkt werden, daß ein Gleichklang der beiden Fluida entsteht. Sieht man vom zwar ein­drucksvollen, aber bedeutungslosen äußeren Rahmen und dem abergläubischen Beiwerk ab, hat sich das Wesen der Bezauberung im Laufe der Jahrtausende nicht verändert. Die moderne Parapsychologie zweifelt die Existenz eines psychi­schen Fluidums nicht mehr an. BarCy nennt es »force neurique«, Reichenbach »Od« und Durville »magnetisches Fluidum«. Man räumt ferner die Möglichkeit ein, daß diese geheimnisvolle »Aura« die tote Materie durchdringen kann (psy­chische Durchdringung der Materie und Übertragung der Empfindung). Die Ent­sprechungslehre spielt hierbei eine bedeutende Rolle.

Der Körper eines getrockneten Kolibris ist unter folgenden Beschwörungen in einem Mörser zu zerstoßen: »Vogel der Wälder, flieg in sein (ihr) Herz. Ich be­fehle dir im Namen der drei Marien und im Namen Ayidas.‘ Dolor, dolori, pas­sa. «

Gilt der Liebeszauber einer Frau, fügt man dem Kolibri Pulver etwas geronne­nes Blut sowie Sperma des Liebenden und Pollen aphrodisischer Pflanzen hinzu. Dieses Gemisch streut man der begehrten Frau ins Gesicht.

Nach der Entsprechungslehre sind die Zaubermittel selbstverständlich an Ta­gen und zu Uhrzeiten herzustellen, deren astrale Einflüsse sich günstig auf die Liebe auswirken. Es ist die Stunde des Jupiter oder der Venus, wenn der Löwe im Aszendenten steht, oder Mond und Venus müssen im Zeichen des Krebses in Konjunktion stehen.

Wie wir bereits erwähnt haben, übten die Chaldäer schon vor mehr als 1000 Jahren v. Chr. Bildzauber aus. Außerdem ist er in anderen alten Dokumenten überliefert: in den vedischen Schriften (1500‑1400 v. Chr.), sumerisch-arkadischen und altägyptischen Inschriften, in Überlieferungen der haitianischen Ne­ger, in fernöstlichen Schriften, z. B. dem Jade‑Buch, usw.

Felsbilder und Felsinschriften deuten darauf hin, daß bereits im Quartär magi­sche Praktiken bestanden. Sie ähneln den Darstellungen und Zeichnungen, die in jüngerer Zeit für magische Zwecke verwendet wurden.

Wie sind die weltweite Verbreitung und überall gleichen Prinzipien der Magie zu erklären? Die ältesten Überlieferungen enthalten bereits die Antwort. Nehmen wir an, Gott offenbarte sich den Menschen durch die Engel. Daraus würde sich die heute anerkannte Tatsache erklären, daß eine den angeborenen Bestrebungen des Menschen entsprechende Lehre aus einer einzigen Quelle stammt und in unver­änderter Form aufrechterhalten wurde.

Der positivistische Rationalismus gab sich mit dieser Erklärung nicht zufrie­den. Für ihn entstand die Magie aus der Überzeugung der frühzeitlichen Gesell­schaften, die Fähigkeit, eine Sache darzustellen oder zu benennen, verleihe Macht und Kontrolle über sie. Ist man z. B. in der Lage, ein Bison zu zeichnen, be­sitzt man auch die Kraft, es zu erlegen und zu töten. Der Höhlenmensch zeichnete Tiere auf die Felswände, damit die Jagd erfolgreich verlief. War das Tier getötet, bat man um Vergebung und brachte über dem Kadaver Trankopfer dar, um even­tuelle Vergeltung abzuwehren. Diese Vorstellungen sind eine Art geistiges Erbe aller Naturvölker. Auf ihnen baute höchstwahrscheinlich auch die Magie Babylons auf. Spuren dieses Gedankenguts sind auch heute noch hier und da festzu­stellen.

G. Contenau schreibt in La Magie chez les Assyriens et les Babyloniens: »Die Gesetzmäßigkeit dieser magischen Vorstellungen regte die Völker an, auf der gleichen Grundlage ähnliche Schemata aufzubauen.«

Doch die Theorie ist unvollständig. Sie erläutert nicht, worauf sich die Vorstel­lung gründet, eine benannte Sache auch beherrschen zu können. Sie scheint au­ßerdem vollkommen unhaltbar zu sein, da die tägliche Erfahrung das Gegenteil lehrt.

   Obwohl Religion und Magie häufig eng ineinander verwoben sind, lässt sich nicht beweisen, daß die Religion aus einer ohnmächtigen und wirkungslosen Magie entstanden ist. Es trifft ebenso wenig zu, daß die Magie »ein wilder Spross der Re­ligion« ist. Die Gründe dafür haben wir bereits dargelegt. Die einzige vernünftige Erklärung, die sich weltweit bestätigt hat, lautet: die »Allergrößte Weisheit« ist eine Gabe Gottes.

Als Strafe für ihren Ungehorsam verloren Adam und Eva mit der Reinheit des Herzens ihre ursprüngliche Vollkommenheit. Schmerz, Krankheit und Unwis­senheit kamen über sie. Doch in den Menschen ruhte verborgen ein Rest Wissen von der göttlichen Offenbarung. Es gelang ihnen in einem langwierigen Prozess und unter großen Anstrengungen, die Fragmente zu einer zusammenhängenden Lehre zusammenzufügen. Sie wurde das Erbe der Gerechten und ging dank Noah nicht mit der Sintflut verloren.

Für den einfachen Menschen ist die Materie alles, was er mit den Sinnen wahr­nehmen kann. Für den Magier ist sie die Substanz, die über allen Zustandsformen steht. Sie ist einzig in ihrer Wesenheit. Gott schuf sie und teilte sie in drei Katego­rien. Aus der edelsten machte er die Engel und Erzengel. Aus der etwas gröberen und weniger reinen schuf er Himmel, Sterne und Planeten. Aus der dritten formte er die »irdische Materie«. Aus ihr entstanden in abnehmender Reinheit: Feuer, Luft, Wasser und Erde. Feuer und Wasser, Luft und Erde sind daher unterschied­licher Qualität und einander nicht gleichwertig. Doch vom Mineral bis zum Erzengel ist alles aus einer einzigen Urmaterie geschaffen.

Andererseits wird die Materie lediglich als Gewicht oder Masse aufgefasst, während die Energie das Wesen und die Grundkraft aller Dinge bestimmt. Die materielle Form aller Dinge ist eine Zustandsform der Astralenergie. Somit ste­hen alle Wesen auch auf Grund ihrer gemeinsamen »essential« in enger Verbin­dung miteinander. Dies ist die westliche Theorie, die in leicht abgewandelter Form auch in der fernöstlichen Lehre anzutreffen ist. Die gegenständliche Welt ist das konkreti­sierte Zusammenspiel der positiven und negativen Kraft, die im All wirkt. Die Gesamtmasse der Weltenergie ist unveränderlich. In einem sich ständig erneu­ernden Kreislauf entstehen die einzelnen Erscheinungsformen aus dem Chaos und kehren allmählich dorthin zurück. Die Chinesen nennen den Urgrund dieses Seins »Tao«. Es ist die höchste Vernunft, die die Welt lenkt und leitet. »Da das Tao unendlich ist«, sagt Lao-tse, »ist es mir, der ich endlich bin, entgegengesetzt. Des Menschen Gesetz ist auf der Erde, das Gesetz der Erde im Himmel, das Ge­setz des Himmels im Tao, und das Tao ist aus sich selbst Gesetz.«

Wir möchten betonen, daß Lao-tse sechshundert Jahre vor Christus lebte. Seine Werke entstanden nach der Epoche monotheistischer Glaubens Vorstellungen, d. h. im Anschluss an die Zeit, als man an den alleinigen Gott Shang-Ti glaub­te, der die Welt schuf und sie nach seiner Vorsehung regierte.

 

 

Da das geheime Wissen niedergeschrieben werden musste, ohne seinen okkulten Inhalt zu verraten, bediente man sich symbolischer Figuren, wie der Pantakel, der Schlüssel (Clavis, Clavicula) und Allegorien.

Die Allegorie ist wie eine Rede, in der man mit dem Gesagten etwas anderes zum Ausdruck bringt und meint, als die Worte eigentlich bedeuten. Die Rede als solche ist die »exoterische« Form (was außerhalb geschieht), und der »okkulte«, verborgene Sinn ist der »esoterische« Hintergrund (was innerhalb geschieht).

Eine Allegorie, hinter der sich eine magische Lehre verbirgt, ist z. B. der Osi­rismythos. Er ist eine sprachliche Allegorie, die die Phantasie anspricht und daher leicht verstanden wird. Auf diese Weise kann man wichtige Punkte einer Lehre einprägsam zum Ausdruck bringen. Die Lernäische Schlange, die Python, sind Beispiele einer mythischen Darstellungsweise. Die Alchimisten benutzten häufig Allegorien und Mythen für die Beschreibung ihrer Verfahren und zur Verschleie­rung ihrer Terminologie. Sie schufen Ausdrücke wie »Extrakt des Saturn« oder »Vitriol des Mondes« usw. Die esoterische Lehre wurde in Allegorien, Mythen, Parabeln, Apologe und Symbole gekleidet. Das Symbol war ursprünglich ein Er­kennungszeichen der Eingeweihten und entwickelte sich zum Sinnbild (Bild des Sinnes), das das Gemeinte veranschaulichen sollte.

Froschkopf: Ausdruck für Ranunkel (von Rana ‑ Frosch); Stierauge: rote Nel­ke; gekrönter König: Goldquartz; rote Tochter: rotes Ouecksilbersulfid; usw. …

Zuweilen werden ein Planet oder die Jahreszeit, die er regiert, nach einem Tier benannt, das angeblich unter seinem Einfluss steht. So kann die Taube, die der Venus zugeordnet wird, sowohl den Planeten Venus wie die Zeit vom 20. Sep­tember bis zum 20. Oktober versinnbildlichen.

Die Magie erfordert die Kenntnis physikalischer Gesetze, und der Magier muss sie peinlich genau beachten, soll sein Werk zum Erfolg führen. Es sind Gesetzmä­ßigkeiten, die wissenschaftlich überprüft werden können. Echte magische Prakti­ken sind keine willkürlichen Handlungen, sie beruhen nicht auf von Erfahrung unabhängigen Erkenntnissen und haben nichts mit abergläubischem Firlefanz zu tun, wie falsch Unterrichtete behaupten.

Jede magische Handlung muss sachkundig von einem erfahrenen und über­zeugten Magier vorgenommen werden. Eingeweihte sagten über Skeptiker und Ungläubige »non facere potest quod posse facere non credit«. (Er kann nichts vollbringen, wenn er nicht glaubt, es vollbringen zu können.)

Damit die magische Handlung wirkungsvoll ist, muss der Magier sorgfältig vor­bereitet sein. Zeit und Ort der Durchführung sowie das Gerät sind dem ange­strebten Ziel entsprechend zu wählen.

Der Magier muss psychisch besondere Fähigkeiten besitzen, die Gesten, die er ausführt, verstehen und sein Ziel klar vor Augen haben. Tag und Uhrzeit sind nach den günstigsten Planeteneinflüssen zu bestimmen. Ferner dürfen die telluri­schen Einflüsse nicht vernachlässigt werden. Die chinesische Magie misst ihnen große Bedeutung bei. Bei der Wahl des Geräts sind psychische Gesichtspunkte und astrophysikalische Entsprechungen zu berücksichtigen. Jedes Metall und jede Holz‑ oder Stoff Art besitzen besondere Eigenschaften, denen Rechnung zu tragen ist.

Die auf glückbringende Ziele ausgerichtete Magie befasst sich in erster Linie mit der Herstellung von Talismanen und Philtren. Durch den Talisman sollen biologische oder Lebensfluida intensiviert werden. Er ist mit einem Kondensator ver­gleichbar. Man schreibt dem Talisman die Wirkung zu, dem Menschen zusätzlich die in ihm ruhende Kraft zu verleihen.

Das Philtrum ist kein Aphrodisiakum, sondern eine psychische Droge, die auf die verführerische Ausstrahlung oder die Empfindung wirken soll. Die dem Phil­trum zugeschriebene Kraft (griechisch philtron, jedes Getränk, das Liebe wecken soll) beruht auf der Fähigkeit jedes Menschen, feinstoffliche, unsichtbare und nicht greifbare Partikeln ‑ Lucretius nennt sie membranae ‑ auszusenden. Sie sind je nach Veranlagung des Menschen mehr oder weniger stark mit jener ge­heimnisvollen Kraft geladen, die Antipathie oder Sympathie bewirkt. Während Aphrodisiaka den Geschlechtstrieb anregen und die Zeugungsfähigkeit erhöhen, exaltieren und steigern Philtren die verführerische Kraft und die Empfindung.

Die Schwarze Magie kommt dem Schadenzauber im weitesten Sinne gleich. Im alten Indien wurden mit ihrer Hilfe die Sinne des feindlichen Heeres gestört und die Treffsicherheit des Gegners beeinträchtigt. Wie Herodot berichtet, wendeten die delphischen Priester sie gegen die Perser an. Am häufigsten bediente man sich ihrer, um Gegner oder Tiere zu töten. Zu diesem Zweck grub man dort, wo das Opfer häufig vor überkam, »Zaubermittel« ein, deren schwache Strahlung lang­fristig wirkte. In Monstrelets Chronik (1390‑1453) ist darüber folgendes zu le­sen:

»Diese Nichtsnutzen Zauberer töten, verursachen Krankheit und Schwermut. Sie lassen die Milch der Ammen versiegen; sie bewirken Koliken, Magen‑, Kopf- ­und Fußleiden; sie rufen Lähmung, Schlaganfall, Geschwülste und andere Krankheiten herbei, die keiner kennt und die Ärzte nicht heilen können … Sie töten das Vieh und bezaubern es mit Wassersucht oder Abmagerung und Aus­zehrung … «

Die Magie kann von einer einzelnen Person oder von mehreren Magiern »ze­remoniell« ausgeübt werden. Ein typisches Beispiel zeremonieller Magie war das Te – Giao ‑ Fest, das alle drei Jahre in Hu~ (Annam) veranstaltet wurde.

Die herkömmlichen Zeichen, die magische Geheimnisse beinhalten, sind ein­fache oder aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzte Zeichnungen, wie die Tierkreiszeichen oder d Figuren des Tarot. Sie können auch aus geometrischen Figuren, Strichen oder Punkten in bestimmter Anordnung, wie die Clavicula Salomonis und des Phuc-Hi, Buchstaben und kombinierten Zeichen, wie das Pantakel, bestehen. Die Abbildung 4 stellte ein Pantakel dar, und die Ab­bildung 1 vermittelt die Vorstellung von einem »magischen Kreis«.

Die kosmischen Kräfte, die durch die magische Handlung gelenkt und geleitet werden, bewegen sich auf bestimmten Bahnen und können nur auf ihnen wirksam werden. Wird das Ziel aus irgendeinem Grunde nicht erreicht oder liegt es außer­halb der Bahn, verfehlt die Fluidal Kraft ihre Wirkung. Sie entlädt sich aber nicht ihrer Energie, sondern kehrt unfehlbar zum Ausgangspunkt zurück und wirkt auf den Magier.

Kann eine Bezauberung an dem ausersehenen Opfer nicht wirksam werden, erleidet der Zauberer persönlich Schaden. Es sind daher gleichzeitig Schutzmaß­nahmen zu treffen. Zu diesem Zweck umgeben sich der Zauberer oder Magier mit Schutzzeichen, wie Pantakeln oder magischen Kreisen.